Sanitätsdienst auf der Nature One

So, Freunde der Nacht und des gerührten Martinis, in der heutigen Episode erzähle ich mal ein wenig von meinen Erlebnissen um die kleine elektronische Musikveranstaltung, genannt „Nature One“. Das ich nicht unbedingt ein Fan dieser Art von Krach bin hält mich selbstverständlich nicht davon ab, im Rahmen meines Hobbies dort im Sanitätsdienst mitzuwirken. Der Samstag hat für mich bereits um 03:30 Uhr begonnen, mit dem wundervollen Geräusch meines Weckers, also ins Bad, fertigmachen, anziehen und ab zum DRK Heim. Das Gepäck wurde ja zum Glück bereits am Tag vorher gepackt. MTW (Mannschaftstransportwagen) in Einsatzbereitschaft gebracht, Feldbetten eingepackt und als Marvin und Julian dann erschienen sind, ging es auch ab nach Kastellaun, wo unsere Schicht um 07:00 Uhr beginnen sollte.
Nach unserer Anmeldung bei der Einsatzleitung
durften wir erstmal in Ruhe einen Kaffee trinken und Frühstücken, was bis dahin auch die beste Idee war, bis wir dann später unseren antiquarischen RTW (Rettungswagen) übernommen haben. Die Austürstung ist es zumindest. Wir vermissten ein Intubationsbesteck, eine tragbare, elektrische Absaugpumpe und auch ein Beatmungsgerät war nicht vorhanden. Es war alles in allem eine eher spartanische Ausstattung, aber wir sind damit gut zurecht gekommen, auch wenn wir manchmal das Gefühl hatten, der Motor würde explodieren, da er so viel Fahrerei nicht mehr gewohnt ist.

Unsere erste Fahrt führte uns dann zu der UHS (Unfallhilfsstelle) am Zeltplatz, wo wir eine Ärztin abgeliefert haben. Eine Fahrt dorthin war immer aufregend, da man aufpassen musste, dass man keine Techno Jünger überfährt. Diese waren recht resistent gegenüber Rettungswagen auf den Wegen, im eigenen Auto machte man sowieso keinen Platz und wenn man zu Fuß unterwegs war, ignorierte man das Auto, das Martinshorn oder tanzte dazu, ist ja auch irgendwie elektronische Musik.
Sowohl das Medical Center auf der Pydna, als auch die UHS auf dem Zeltplatz waren durchdacht aufgebaut und gut ausgerüstet, so dass hier also auch die meiste Arbeit verrichtet wurde. Die meisten Probleme hatten mit Kreislauf, Alkohol, Drogen oder eine Mischung aus allen Dreien zu tun. Die Veranstaltung wurde von ca. 61.000 Menschen besucht und wenn nur die Hälfte davon auch auf dem Zeltplatz gewesen ist, dann waren das immerhin ca. 30.000 Menschen, die dort auf engstem Raum schliefen, tanzten, aßen und tranken. Dieser Umstand machte es für uns natürlich nicht einfach zu einer Einsatzstelle zu gelangen, wenn es in der Einsatzmeldung hieß: „Feld 3, Zufahrtsstraße bei den Dixie-Toiletten“, so musste man mal schauen, an welcher der vier Zufahrtsstraßen zu diesen Feld denn der Mensch mit dem Problem sich befindet, denn Toiletten gab es an jeder der vier Zufahrtsstraßen zu dem Feld.

Am ersten Tag hatten wir vergleichsweise wenige Einsätze für uns, da die meisten „bewußtlosen Personen“ vor unserer Ankunft wieder aufgestanden und weggegangen sind, oder aber wach wurden, nachdem wir diese extrem übergewichtige, fast komatöse Person aus dem Wohnwagen nach draußen getragen hatten und mir dabei meine Hose kaputt gegangen ist. Der Weise Mann hat ja zum Glück immer eine weitere Hose im Gepäck, so das ich nicht lange mit einer kaputten Hose in der Gegend herumlaufen musste.

Am Ende des ersten Tages haben wir uns dann in die Nahe gelegene Kaserne begeben, wo die Bundeswehr uns graziöser Weise in einem alten Schuppen unsere Feldbetten hat aufbauen lassen, zum Duschen durften wir dann ein paar hundert Meter in ein anderes Gebäude laufen und ich kann nur sagen, solch schlechte sanitäre Anlagen habe ich in meiner Zeit bei der Bundeswehr nicht gesehen, witzig waren aber die Schilder, auf denen sehr Aussagekräftig stand, dass man doch nach Benutzung bitte die Anlagen sauber hinterlassen soll.

Ganz begeistert bin ich bei unserer ersten Fahrt in die Kaserne auch von dem Wachposten gewesen, nennen wir ihn mal Obergefreiter Volltrottel. Unsere Ausweise mochte er nicht sehen, um sie dann mit der hinterlegten Namensliste zu vergleichen. Soll mir ja egal sein, aber das er sich vor lachen kaum halten konnte und uns durchgewunken hat, ohne uns trotz mehrfachen Fragens zu sagen wo wir eigentlich hinmussten war nicht sonderlich schön. Leider trifft man doch immerwieder auch Idioten bei dieser Truppe, aber die gibt es bekanntlich ja überall. Wir sind dann also erstmal über das gesamte Kasernengelände gefahren, bis wir unsere Unterkunft gefunden haben.

Am nächsten Tag wurde es ruhiger als am Tag zuvor, ein paar wenige Einsätze hatten wir, nach Simmern ins Krankenhaus mussten wir wegen Staus im Abreiseverkehr über Umwege fahren und ein Patient, welchen ich vor dem Medical Center getroffen habe werde ich so schnell nicht vergessen. Dieser junge Mann kommt aus dem Medical Center, läuft auf mich zu und sagt: „Wie kann ich denn den Verband abmachen? Wo ist denn das Dingen? Ich seh ja auh wie ein Inder“. Nachdem ich ihn ungläubig angeschaut habe und fragte, ob er es ernst mein, dass er nicht weiß wie man den Verband auszieht, denn nach oben vom Kopf runterziehen ist nicht wirklich schweres, tat er auch genau dies und ging dann seines Weges.

So, das war grob die Zusammenfassung von diesem netten Wochenende und das nächste verbringe ich bei Rhein in Flammen, also haltet die Ohren steif und harret der Dinge die da kommen.

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